Donnerstag, 19.September, 19:30 Uhr Der NS-Täter als Kunstfreund

Alfred Hagenlocher verfolgte einst Regimegegner

„Sie kann ja nichts für ihren Vater“ – Der Fall des Kurators und Dix-Sammlers und ehemaligen Gestapo-Kriminalkommissars Alfred Hagenlocher. Hagenlocher war als Gestapo Beamter maßgeblich an der Verfolgung der Widerstandsgruppe „Schlotterbeck“ beteiligt, von denen 9 Mitglieder am 30.11.1944 in Dachau hingerichtet wurden. Nach dem Krieg begann Hagenlochers Laufbahn als Ausstellungsmacher mit Künstlern, die schon in der NS-Zeit beliebt waren. Bald zeigte er zunehmend auch verfemte Künstler und solche, die Deutschland hatten verlassen müssen wie Ernst-Ludwig Kirchner oder Hans Purrmann. In der Städtischen Galerie Albstadt, deren Gründungsdirektor Hagenlocher war, galt ein Schwerpunkt Otto Dix. Reutlingen ehrte ihn 1978 mit der Verdienstmedaille. Albstadt richtete zu seinen 75. und 80. Geburtstagen Symposien aus, 1994 erhielt er die Staufermedaille des Landes, eine persönliche Ehrung durch den Ministerpräsidenten des Landes. Er gehörte auch zu den Gründern des Fördervereins Museum Haus Dix, weshalb wir diesen Teil unserer Geschichte aufarbeiten wollen.

Der Journalist Hermann Abmayr hat einen Film über die Begegnung von Hagenlochers Tochter Ingrid Hagenlocher-Riewe und Wilfriede Heß gedreht. Letztere ist die Tochter der ermordeten Widerstandskämpferin Getrud Lutz, die wiederum die Schwester von Friedrich Schlotterbeck war. Der Film „Sie kann ja nichts für ihren Vater“ hatte 2023 im Hotel Silber der ehemaligen Gestapo Zentrale in Stuttgart Premiere. Diejenigen, die von Hagenlochers NS-Vergangenheit wissen, kennen zumeist nicht die Geschichte des „großen Kunstliebhabers“ – und umgekehrt. Vorführung des Films von Herman Abmayr mit anschließendem Vortrag von Herman Abmayr und moderierte Fragerunde mit der Tochter Ingrid Hagenlocher-Riewe.

Donnerstag 19.9.2024 19:30 Uhr

Ort: Ratssaal im Rathaus Singen, Hohgarten 2
Eintritt: 5 € an der Abendkasse

19.9.2024 „Sie kann ja nichts für ihren Vater“